Grüner Tempel am Fuße des Schwarzwaldes

Das Dreisamstadion des SC Freiburg ist in die Jahre gekommen. Nach knapp drei Jahren Bauzeit dürfen sich die Anhänger des Fußballbundesligisten bald auf den Einzug in die neue Spielstätte freuen. Nur mit Unterstützung des Handwerks konnte das Großprojekt gestemmt werden

VON STEFFEN GUTHARDT

Jürgen Knopf fiebert dem 21. August entgegen. Dann, so seine Hoffnung, gibt es die perfekte Gelegenheit endlich das neue Fußballstadion des SC Freiburg einzuweihen. Denn zum ersten Heimspiel der neuen Saison empfängt der Bundesligist keinen geringeren als den achtmaligen Deutschen Meister und ehemaligen Champions League-Sieger Borussia Dortmund im Breisgau. „Das erste Spiel im neuen Stadion wird ein großer Freudentag für den Verein, für alle am Projekt beteiligten und für die ganze Region“, sagt Knopf, der selbst nicht nur leidenschaftlicher Fan des SC Freiburg ist, sondern mit seinem Handwerksbetrieb am 76,5 Millionen Euro teuren Großprojekt beteiligt war. Schon jetzt zeigt er sich begeistert von „der tollen Akustik des neuen Stadions“, von der er, auch ohne volle Ränge, während der Bauphase einen Vorgeschmack bekommen hat.

Stadioneröffnung verzögert sich

Eigentlich sollte die hochmoderne Spielstätte mit knapp 35.000 Plätzen schon 2020 fertiggestellt werden. Doch der Zeitplan schien von Anfang an sehr ambitioniert. Dann kam noch die Corona-Pandemie hinzu, die dem Generalunternehmer Köster die Personalplanung und Umsetzung der einzelnen Baumaßnahmen erschwert hat. Zudem soll es zuletzt Probleme im technischen Innenausbau gegeben haben, die die Fertigstellung weiter verzögerten.

Doch nicht nur deshalb hat der SC Freiburg auch das alte Dreisamstadion für die neue Saison als zweite Spielstätte gemeldet. Denn im neuen SC-Stadion sind, laut einem Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs, Spiele an Abenden sowie an Sonntagen aus Lärmschutzgründen nur eingeschränkt möglich. Der Verein hofft aber noch, eine gütliche Einigung mit den klagenden Anwohnern zu finden und sieht sich für das noch ausstehende Hauptsacheverfahren in einer rechtlich starken Position.

Jürgen Knopf und sein Handwerksbetrieb A. Knopf Haustechnik haben ihre Herausforderungen mit dem neuen Stadion hingegen schon gemeistert. Für den Generalunternehmer Köster hat das Unternehmen aus Bühlertal schon mehrere Projekte umgesetzt. Zudem ist der Betrieb als jahrelanger Sponsor mit dem SC Freiburg eng verbunden, so dass Jürgen Knopf nicht lange zögerte, als ihm der prestigeträchtige Auftrag angeboten wurde. „Trotz Corona-Pandemie und der zunehmende Materialknappheit am Bau ist insgesamt alles so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Knopf, dessen Firma für alle Arbeiten im Bereich Sanitär-, Heizung-und Klimainstallation verantwortlich war.

Besonders herausfordernd war dabei die Einhaltung der strengen Hygienevorschriften für die Sanitäranlagen. Denn im Gegensatz zu einem Mehrfamilienhaus oder einem Hotel, werden die Anlagen in einem Stadion sehr ungleichmäßig genutzt. An Spieltagen laufen die Wasseruhren stundenlang im höchstem Tempo, während zum Beispiel die Blick ins neue Stadion: Fast 35.000 Besucher werden hier künftig Platz finden, sofern es die Corona-Auflagen zulassen.

Duschen in den Mannschaftsräumen an anderen Tagen kaum bis gar nicht genutzt werden. Das Wasser darf in dieser Zeit jedoch nicht dauerhaft in den Leitungen stehen, um die Hygieneauflagen einzuhalten. Vor der ersten Installation hat der Betrieb deshalb ein ausgeklügeltes Hygienekonzept erarbeitet. Alle Endstellen der Leitungen wurden mit Hygienespülungen versehen. Zudem ist kein Wasserohr länger als das Siebenfache des Rohrdurchmessers, damit diese schnell durchspült werden. „Wir haben keine Stagnation in den Leitungen. Wenn man eine Heißwasserleitung öffnet, ist das Wasser in weniger als einer Sekunde verfügbar“, erklärt Jürgen Knopf. Zudem wird alle 72 Stunden das komplette Trinkwasser im Installationsnetz erneuert. Auch in den Urinalbecken ist eine automatische Spülung eingebaut, die alle 72 Stunden läuft. Damit niemand im Stadion frieren muss, hat der Betrieb im großen Teil des Stadions Fußbodenheizungen und Heizkörper im Niedrigtemperaturbereich installiert. Beheizt werden neben den Büros des Vereins, den Umkleideräumen und den Business- und Sozialbereichen auch der Rasen im Stadion und dem Trainingszentrum. Auf fossile Brennstoffe wurde dabei bewusst verzichtet. Die Fernwärme wird mit einer Hackschnitzel-Anlage erzeugt. Zudem ist eine energieeffiziente Hochtemperatur- Wärmepumpe im Einsatz. Für Kühlung im Sommer sorgen zwei Kältemaschinen, deren elektrischer Betrieb von Solarthermie auf dem Dach des Stadions unterstützt wird. „Hinsichtlich Energieeffizienz und Umweltschutz hat dieses Stadion absoluten Vorbildcharakter“, fasst Jürgen Knopf zusammen.

Arbeiten in 48 Metern Höhe

Auch der Gerüstbau- und Arbeitsbühnenspezialist Paul Becker aus Denzlingen zählt zu den vielen Betrieben aus der Region, die ihr handwerkliches Know-how eingebracht haben. „Beim Bau des neuen Stadions kamen von der kleinsten Arbeitsbühne mit acht Metern Arbeitshöhe bis zur großen 48 Meter Teleskoparbeitsbühne zahlreiche Mietmaschinen zum Einsatz“, sagt Geschäftsführerin Vanessa Binz. So ermöglichte es die Firma den beteiligten Bauunternehmen, ihre Arbeiten auf den unterschiedlichen Höhen durchführen zu können. „Aus unserer Sicht lief das gesamte Projekt rund um den Bau des Stadions super und einfach wie geschmiert“, so ihr Fazit.

Das Handwerk hat beste Vorarbeit geleistet. Jetzt sind die Spieler des SC Freiburg gefragt, ihren Teil für eine gelungene Premiere im neuen Stadion beizutragen.

Fakten zum Stadion

  • Planung: HPP Architekten
  • Ausführung: Köster GmbH
  • Baubeginn: November 2018
  • Kosten: 76,5 Millionen Euro
  • Kapazität: 34.700 Plätze
  • Eröffnung: 2021 (geplant)

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