Bühlertäler Knowhow für Freiburgs Kicker

Knopf Haustechnik baut mit am neuen Stadion

Text: BNN Redaktionsmitglied Jörg Seiler

Bühlertal/Freiburg. Ein Gedankenspiel: Wenn am 15. Mai der Fußball-Bundesligist SC Freiburg im letzten Heimspiel der Saison 2020/21 den
Rekordmeister FC Bayern München schlägt und die Gäste in die Katakomben zum Duschen schleichen, dann werden Manuel Neuer, Thomas Müller und Co wohl kaum darüber sinnieren, dass die Firma Knopf Haustechnik einen nicht unerheblichen Anteil an ihrem körperlichen Wohlbefinden hat. Gleichwohl: Das Unternehmen mit Sitz in Bühlertal und Bühl realisiert im 76 Millionen teuren Stadion-Neubau im Freiburger Wolfswinkel alles, was mit Sanitär, Kälte und Heizung zu tun hat. Es ist das einzige Unternehmen aus der Region Bühl, das an diesem Großprojekt mitarbeitet.

Über so einen Auftrag freut man sich natürlich schon.

„Da freut man sich natürlich schon, wenn man so einen Auftrag bekommt“, sagt Firmeninhaber Jürgen Knopf, „aber, wenn man so etwas annimmt, steht man im Fokus der Öffentlichkeit. Das muss man wissen.“ Will heißen: Es darf nix schief gehen, das gäbe vermutlich ziemlich schlechte Presse. Das Medieninteresse an der Großbaustelle des Sympathie-Clubs aus dem Breisgau ist gewaltig, es waren sogar schon Reporter des Boulevard-Blatts mit den vier großen Buchstaben vor Ort. Sorgen muss sich Jürgen Knopf aber keine machen. Es läuft wie am Schnürchen. Ende Oktober wollen und müssen die Mittelbadener ihr Auftragsbuch abgearbeitet haben. In den nächsten Wochen geht es vor allem noch um Feinarbeiten wie die Abstimmung der Klimaanlage oder den Einbau der Sanitär-Keramik, berichtet Knopf bei einem kurzen Stopp in der Kabine von Kult-Trainer Christian Streich, tief im Bauch der Arena. Auf dezent grauen Bodenfliesen rücken Termine, Wasseraufbereitung, Heizung und Kältetechnik in den Hintergrund. Es geht nun um Fußball-Philosophie, um diesen so besonderen Club und seinen außergewöhnlichen Trainer. Zwei SCFans unter sich, dazu an einem ganz besonderen Ort.

Drumherum: ein gewöhnlicher Montagmorgen auf der Großbaustelle. Handwerker wuseln durch das endlos erscheinende Labyrinth von Gängen und Räumen – Fliesenleger, Trockenbauer, Elektriker, Pflasterer und natürlich das Team von Knopf Haustechnik schuften, als gäbe es kein Morgen. Eng verzahnt sind die Abläufe und Gewerke. Anders geht es nicht bei diesen Dimensionen. Und natürlich ist auch diese Großbaustelle international: Deutsche arbeiten Hand in Hand mit Polen, Rumänen und anderen Nationalitäten.
„Laut Plan soll bereits im Januar das erste Spiel im neuen Stadion ausgetragen werden“, erläutert Knopf beim Aufstieg ins zweite Obergeschoss. Dort finden sich die Logen der VIPs, und auch hier sorgen die Haustechnik-Profis aus Bühlertal dafür, dass die erlauchten und zahlungskräftigen Freiburg-Fans im Sommer nicht schwitzen, im Winter nicht frieren und gegebenenfalls das stille Örtchen besuchen können. Eine Zahl, die Knopf nennt, beeindruckt mächtig. 32 Kilometer Rohre der unterschiedlichsten Dimensionen haben seine Mannen seit Oktober 2019 verlegt. Kurzes Innenhalten: Von oben hat man einen sagenhaften Blick, ein Pritschenlaster am Spielfeldrand wirkt winzig. Die Sitze auf den Tribünen sind schon eingebaut, noch geschützt durch Folie, aber man sieht deutlich, wer der Hausherr ist. Das Rot spricht seine eigene Sprache, wer damit und mit dem SCWappen nichts anfangen kann, der liest auf der Gegengeraden in großen Lettern SC Freiburg. Im Inneren der Arena ist buchstäblich der Boden bereitet – für den Rollrasen.

32 Kilometer Rohre hat Knopf Haustechnik seit Oktober 2019 auf der Freiburger Stadionbaustelle verlegt

Um die vielen Finessen des derzeit neuesten und modernsten Fußball-Stadions in Deutschland aufzuzählen, fehlt der Platz. Nur soviel: Die grüne Stadt Freiburg will alles möglichst klimaneutral, und da ist die Firma Knopf mit im Boot, zum Beispiel, um die Fernwärme im Haus zu verteilen. Für den Chef ist klar: „Das ist in jeder Hinsicht eine ganz besondere Baustelle.“ Und das will was heißen, denn Knopf Haustechnik zählt Bosch und Schaeffler zu den Kunden, realisiert seit 40 Jahren für den SWR die Gebäudetechnik und war vor zwei Jahren an der Sanierung des Stegermattbads in Offenburg beteiligt. Doch dort gibt es bestimmt keine 3.000 Stellplätze für Fahrräder. Das Stadion entsteht nach Plänen von HPP Architekten (Düsseldorf). 34.700 Plätze bietet es, 10.800 davon sind Stehplätze
für die Heimfans. Auch das macht den SC so sympathisch – oder besser symbadisch. Und ein klein bisschen kommt schon Bundesliga-Gefühl auf, wenn man die Mixed-Zone durch den Gang Richtung Spielfeld verlässt und dann in die steil ansteigenden Ränge des neuen Fußball-Tempels blickt. Auch für Jürgen Knopf, Freiburg-Fan und großzügiger Unterstützer des Fußball-Verbandsligisten SV Bühlertal, ist dieser eine Punkt in der SC-Arena etwas ganz Besonderes. „Ich kann mir gut vorstellen, dass man das als Profi genießen kann, wenn man einläuft und die Ränge sind komplett besetzt.“ Doch noch gibt die Corona-Pandemie den Kurs vor, ob das Stadion bereits beim ersten Spiel die ultimative Gänsehaut-Kulisse bietet, ist deshalb äußerst fraglich. Und dazu haben die Freiburger derzeit noch ein weiteres Problem. Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg dürfen keine Spiele am Samstag ab 20 Uhr und am Sonntag zwischen 13 und 15 Uhr stattfinden. Anwohner hatten erfolgreich geklagt. Ihre Häuser sind vom Stadion aus gut zu sehen. Inzwischen wird neu verhandelt, der Rechtsstreit könnte sich allerdings hinziehen. Doch darüber denkt im Knopf-Team niemand nach. Auf der Baustelle zählt nur eines: die optimale Auftragserfüllung. Gerade geht es um Heizkörper, kurze Abstimmung zwischen Bernhard Schneider, der als Bauleiter die Gewerke Heizung und Klima unter sich hat und Jürgen Knopf. Es sind Kleinigkeiten, doch vor dem Anpfiff der ersten Begegnung auf dem grünen Rasen muss alles funktionieren. Netz und doppelten Boden gibt es nicht, weiß auch Emanuel Klein, der Bauleiter für die Sanitär-Sparte. Er ist gebürtiger Lichtenauer und eingefleischter Fan des VfB Stuttgart.

Aber er mag natürlich auch den SCF: „Ich freue mich immer, wenn die gewinnen. Außer gegen Stuttgart.“ Wie war das doch gerade? 3:2 für den SCF? Für Klein hat die Baustelle ebenfalls etwas ganz Besonderes. „An einem normalen Arbeitstag hat man keine Zeit, darüber nachzudenken“, sagt er, aber nach Feierabend, da werde einem dann bewusst, was für ein tolles Erlebnis das ist. Klein hat auch schon seine Eltern zu einem Besuch auf der Stadionbaustelle eingeladen. Und die waren ebenfalls begeistert, berichtet er. Ein bisschen wehmütig denkt er an Ende Oktober, an den Abschied – ebenso wie sein Chef. Aber: Bei den ersten Spielen wird auch die Firma Knopf vertreten sein, um gegebenenfalls sofort nachjustieren zu können, falls wirklich etwas nicht rund läuft. Insofern gibt es noch ein bisschen Aufschub vor der Trennung. Und Fußballfan Jürgen Knopf, der hat sowieso schon Dauerkarten für den SC.

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Quelle: Acher- und Bühler Bote/Badische Neueste Nachrichten